Thalwil macht vorwärts beim Klimaschutz - und verändert die Wärmeversorgung grundlegend. Noch laufen drei von vier Heizungen in Thalwil mit Erdgas oder Heizöl. Das soll sich ändern.
Die Gemeinde setzt sich dafür ein, dass in Zukunft alle Gebäude in Thalwil klimafreundlich, sicher und wirtschaftlich beheizt werden können. Fernwärme und weitere klimafreundliche Heizsysteme können erneuerbare und lokal verfügbare Wärme nutzen. Grundlage hierfür bildet der kommunale Energieplan.
Kommunaler Energieplan
Der kommunale Energieplan bestimmt Massnahmen zur Sicherung der zukünftigen Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien. Er ist ein Planungsinstrument zur Umsetzung der kommunalen energiepolitischen Ziele. Durch die Festlegung von Prioritäts- und Eignungsgebieten mit entsprechenden Umsetzungsmassnahmen wird die räumliche Koordination der zukünftigen Wärmeversorgung (und Kälteversorgung) sichergestellt.
Der revidierte kommunale Energieplan stützt sich auf Art. 7 des kantonalen Energiegesetzes (EnerG) und wurde vom Gemeinderat am 21. März 2023 verabschiedet. Mit der Genehmigung durch die Baudirektion des Kantons Zürich am 9. Mai 2023 ist der Kommunale Energieplan behördenverbindlich und kann gemäss § 295 Abs. 2 PBG (Planungs- und Baugesetz) auch privaten Grundeigentümern die Nutzung bestimmter erneuerbarer Energieträger vorgeben:
> Kommunaler Energieplan, Bericht, 2023 Kommunaler Energieplan, Plan, 2023
Weiterführende und umfassende Informationen zum kommunalen Energieplan und den damit verbundenen Plänen der Gemeinde, die Thalwiler Gasversorgung bis 2045 in eine Wärmeversorgung zu transformieren, sind neu zusätzlich zu finden unter energie.thalwil.ch |
Prioritätsgebiete
Verbindliche Festlegungen für eine gebietsweise Wärmeversorgung mit leitungsgebundenen Energieträgern werden als Prioritätsgebiete bezeichnet. In der Energieplankarte werden die Prioritätsgebiete (P) bezeichnet und in den Massnahmenblättern im Anhang des Berichts detailliert beschrieben.
Der Kommunale Energieplan der Gemeinde Thalwil sieht folgende Prioritätsgebiete vor:
P1 Abwärmenutzung ARA
Die EKZ betreibt einen Wärmeverbund mit Nutzung der Abwärme aus der Abwasserreinigungsanlage (ARA). Das Potenzial des Verbundes wird bisher bis zu 70 Prozent des aktuellen Potenzials ausgenutzt. Nach der Realisierung der neuen ARA Zimmerberg (ab 2027 in Betrieb) wird das Potenzial noch höher sein, eine Erweiterung des Wärmeverbundes ist angebracht, die Machbarkeit mittels Machbarkeitsstudie belegt.
Das Versorgungsgebiet und die Erweiterungsgebiete zeichnen sich durch eine hohe Wärmebedarfsdichte aus.
P2 Wärmeverbund Gattikon
Die Gebäude im bezeichneten Gebiet werden auch künftig eine mittlere bis hohe Wärmebedarfsdichte aufweisen. Seit 2015 ist ein Wärmeverbund in Betrieb, welcher bivalent mit Holzschnitzelfeuerungen sowie Erdgas als Redundanz und Spitzendeckung betrieben wird. Schlüsselkunden sind verschiedene grössere Wohnüberbauungen und das Schulhaus Schweikrüti sowie einige bestehende Wärme-Kleinverbunde.
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P3 Seewasserwärmenutzung Farb
Bestehender bivalenter Nahwärmeverbund mit Seewasserwärmenutzung und Erdgas zur Spitzendeckung.
P4 Energieverbund Zentrum
Seit März 2023 versorgt der Energieverbund Zentrum die ersten Gebäude mit Fernwärme aus dem Zürichsee. Der Verbund gehört der Energie 360° AG und wird von ihr gebaut und betrieben. Ab 2024 versorgt der Verbund rund 90 Liegenschaften mit jährlich etwa 13 Millionen Kilowattstunden Fernwärme. Sämtliche Anschlüsse sind verkauft. Stand März 2024 plant Energie 360° jedoch eine Leistungserhöhung, sodass weitere Anschlüsse möglich sind (bei Interesse: Energie 360° AG, Markus Thut, 043 317 25 25, markus.thut@energie360.ch).
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P5 Erweiterung Wärmeverbund ARA
Schon heute versorgt das bestehende Fernwärmenetz des Wärmeverbunds ARA (P1) mehrere Gebäude rund um den Oeggisbüelplatz mit Abwärme aus der bestehenden Abwasserreinigungsanlage (ARA) Zimmerberg.
Diese wird aktuell umgebaut, um ab 2028/2029 zusätzlich das Abwasser aus Horgen zu reinigen und wird somit künftig das Abwasser von rund 78’000 Einwohnerinnen und Einwohnern reinigen. Dadurch nimmt die Menge der zur Verfügung stehenden Abwärme zu.
Die zusätzliche Abwärme soll im Gewerbegebiet Böni und im Gebiet zwischen der Dorfstrasse und der Albisstrasse als Fernwärme zur Verfügung gestellt werden. Dazu ist die Erweiterung des Wärmeverbunds ARA geplant. Dieses Erweiterungsgebiet soll vollständig mit 100 Prozent erneuerbarer Wärme versorgt werden. Neben der zusätzlichen Abwärme der ARA ist auch Seewasser als Wärmequelle vorgesehen.
Die wirtschaftliche und technische Machbarkeit wurde in einer Machbarkeitsstudie positiv bewertet. Die nächsten Schritte sind die Gründung einer Betreibergesellschaft und die Durchführung des Vorprojektes. Erste Kunden sollen 2029 an den Verbund angeschlossen werden.
> Weiterführende Informationen
P6 Wärmeverbund Marktweg
Bestehende Wohnsiedlung am Marktweg, die zentral mit Wärme (Heizölbrenner) versorgt wird. Aufgrund der Heizleistung und dem bestehenden Kleinwärmeverbund weist das Gebiet eine hohe Eignung für einen Wärmeverbund mit Erdwärmenutzung auf, eventuell kombiniert mit solarthermischer Regeneration und/oder Erdgas (als Spitzendeckung).
P7 Wärmeverbund Marbach
Im Gebiet Marbach soll gemeinsam mit dem angrenzenden Gebiet von Rüschlikon ein Seewasser-Wärmeverbund entstehen, der bis ans P4 reicht. Ein Zusammenschluss zum Ausgleich von Lasten wird aktuell geprüft.
Der Zweckverband Seewasserwerk TRKL betreibt das Rohwasserpumpwerk Marbach in Rüschlikon und versorgt die Gemeinden Thalwil, Rüschlikon, Kilchberg und Langnau am Albis seit Jahrzehnten mit Trinkwasser aus dem Zürichsee. Zukünftig soll beim Rohwasserpumpwerk aus dem Zürichseewasser auch erneuerbare Wärme gewonnen werden. Vorgesehen ist ein Fernwärmeverbund rund um das Marbach Quartier, der Liegenschaften im Grenzgebiet von Thalwil und Rüschlikon mit Fernwärme versorgt.
Die Gemeinde Thalwil hat vor, sich im Rahmen Ihrer gesamtheitlichen Energiestrategie an diesem Wärmeverbund zu beteiligen.
Bis 2025 wird entschieden, ob der Wärmeverbund Marbach erstellt wird. Anschlusstermine sind noch nicht bekannt.
Eignungsgebiete
In den Eignungsgebieten werden im Sinne einer Empfehlung die aus energiepolitischer Sicht am besten geeigneten Energieträger dargestellt. Diese können sowohl in Einzelanlagen als auch in Kleinwärmeverbunden genutzt werden.
E1 Seewasserwärmenutzung, Gas
In den bezeichneten Gebieten mit einer mittleren bis hohen Wärmebedarfsdichte bietet sich eine Seewasserwärmenutzung im Verbund an (evtl. als Erweiterung von P3 oder im Contracting).
Alternativen sind: Nutzung der Erdwärme oder der Umgebungsluft jeweils mit solarer Unterstützung (vgl. auch E3). Gas steht nur noch bis 2045 zur Verfügung, ab 2040 nur noch erneuerbare Gase.
E2 Erdwärme oder Umgebungsluft
Das Gebiet eignet sich für Einzelanlagen und Kleinwärmeverbunde betrieben mit Erdwärme. Als Alternativen bieten sich Sonnenenergie, Luft-Wasser-Wärmepumpen oder Pellet-Feuerungen an. Besonders empfehlenswert ist eine Kombination der Erdwärmenutzung mit thermischer Solarenergie und Rückführung von überschüssiger Solarwärme zur Regenation der Erdsonden oder die Regeneration der Sonden durch passive Kühlung im Sommer. Gas steht nur noch bis 2045 zur Verfügung, ab 2040 nur noch erneuerbare Gase.
E3 Anschluss an P2 oder Erdwärme
In diesem Gebiet kann ein Anschluss an den Wärmeverbund Gattikon (P2) geprüft werden.
Als Alternativen zur Wärmeerzeugung bieten sich Erdwärme, Sonnenenergie, Pellet-Feuerungen oder Luft-Wasser-Wärmepumpen an. Besonders empfehlenswert ist eine Kombination der Erdwärmenutzung mit thermischer Solarenergie und Rückführung von überschüssiger Solarwärme zur Regeneration der Erdsonden oder die Regeneration der Sonden durch passive Kühlung im Sommer.
Gas steht nur noch bis 2045 zur Verfügung, ab 2040 nur noch erneuerbare Gase.
Energiebuchhaltungsbericht
Die Gemeinde überwacht den Wärme-, Strom- und Wasserverbrauch ihrer Liegenschaften und führt eine jährliche Buchhaltung über deren Energieverbrauch und Treibhausgasausstoss. So können Investitionen in energieeffiziente Technologien und energetische Sanierungen zielgerichtet geplant und das Einhalten der Klimaziele überprüft werden. Die Auswertung und Einordnung des Energieverbrauchs wird durch ein spezialisiertes Beratungsunternehmen, die Energiebüro AG, erstellt und im sogenannten Energiebuchhaltungsbericht festgehalten.
Der Bericht von 2023 liegt nun vor und kann online eingesehen werden: zum Energiebuchhaltungsbericht 2023
News
Datum | Name |
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Zugehörige Objekte
Nummer | Name | Inkrafttreten |
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707.1 | Kommunaler Energieplan | 21. März 2023 |
Name Vorname | Funktion | Telefon | Kontakt |
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Name | Telefon | Kontakt |
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Energieplanung | 044 723 23 43 | martin.schmitz@thalwil.ch |
Werke | 044 723 22 90 | jan.adams@thalwil.ch |